Paläoklimatische Untersuchungen an den obersten 56 Metern eines Eiskerns von der Eiskappe Akademii Nauk (Severnaya Zemlya)
Untersuchungsgegenstand der Arbeit waren die obersten 56 Meter eines Eiskerns von der Eiskappe Akademii Nauk auf Severnaya Zemlya in der zentralen russischen Arktis. Dieser wurde im Rahmen eines deutsch-russischen Kooperationsprojektes unter Führung des Alfred-Wegener-Instituts 1999-2001 erbohrt.Eine Besonderheit dieser Eiskappe sind die oberflächlichen Schmelzvorgänge im Sommer, in deren Folge Schmelzwasser in die Firnschichten bis in Tiefen von mehreren Metern infiltriert und dort wieder gefriert. Dabei werden die isotopische und chemische Zusammensetzung des Eises beeinflusst. Trotzdem sind in großen Abschnitten noch δ18O-Jahreszyklen erhalten geblieben, die neben vulkanischen und radioaktiven Referenzhorizonten zur Datierung genutzt wurden. Der hier dargestellte Eiskernabschnitt überdeckt danach etwa die letzten 120 Jahre.Anhand von Vergleichen mit Daten einer meteorologischen Station in etwa 150 km Entfernung wurde festgestellt, dass von den im Eiskern enthaltenen Temperaturproxies die Aussagekraft und zeitliche Auflösung von δ18O deutlich höher sind als die des Infiltrationseisanteils.Für die letzten 120 Jahre ließen sich anhand der δ18O-Daten bedeutende Temperaturänderungen feststellen, wobei das absolute Temperaturmaxium Ende der 1930er Jahre erreicht wurde. Das stimmt mit den Aufzeichnungen anderer arktischer meteorologischer Stationen, Daten anderer arktischer Eiskerne von Spitzbergen und Franz-Josef-Land und Baumringdaten von der Taymir-Halbinsel überein.Der Eiskern von Akademii Nauk besitzt ein großes Potential als hoch aufgelöstes Klima- und Umweltarchiv.
Helmholtz Research Programs > MARCOPOLI (2004-2008) > POL6-Earth climate variability since the Pliocene