Ökophysiologische Laboruntersuchungen an Krabbenlarven: ontogenetische Muster in der Temperaturempfindlichkeit der Respirationsrate spiegeln artspezifische Reproduktionsstrategien wider
Die Respirationsrate der Larven zweier tropischer Krabbenarten (Armases miersii, A. roberti) wurde im Labor bei drei experimentellen Temperaturen (21, 27 und 32 bzw. 33°C) gemessen (Methode: Winkler-Titration). Der Q10-Wert als Maß der larvalen Stoffwechselreaktion auf Tempera¬tur¬¬unterschiede wurde dabei als vergleichender Index zur Abschätzung art- und stadienspezifischer Unterschiede in der Temperaturtoleranz herangezogen. Bei A. miersii zeigten alle Entwick¬lungs¬stadien (Zoëa I-III, Megalopa) im gesamten untersuchten Bereich niedrige Q10-Werte, was auf eine generell hohe Temperaturtoleranz der Larven dieser Art hinweist. Bei A. roberti hingegen veränderte sich die Stoffwechselreaktion im Laufe der Larval¬entwicklung: Die beiden ersten Stadien (Zoëa I-II) schienen metabolisch eher an hohe Temperaturen angepasst zu sein (niedrige Q10-Werte bei 27-32°C), während ihre Reaktion im Bereich 21-27°C erhöht war. Die beiden folgenden Stadien (Zoëa III-IV) zeigten im gesamten Bereich niedrige Q10-Werte, und das Megalopa-Stadium dieser Art schien schließlich eher an kühlere Temperaturen angepasst zu sein (niedrigere Q10-Werte bei 21-27°C). Diese ontogenetischen Muster spiegeln wahrscheinlich artspezifische Anpassungen an die Bedingungen in den natürlichen Larven-Habitaten dieser beiden nahe verwand¬ten, aber in ihrer Ökologie und Reproduktionsstrategie sehr unterschiedlichen Spezies wider: Die gesamte Larvalentwicklung von A. miersii findet in sonnenexponierten Fels¬tüm¬peln oberhalb der Gezeiten¬zone statt, wo es zu großen, aber nicht voraussagbaren Tem¬peratur¬schwan¬kun¬gen kommen kann. Die Larven von A. roberti schlüpfen dagegen in tropischen Flüssen, von wo aus sie über gemischte Mündungsbereiche schließlich in kühlere Küsten¬gewässer verdriftet werden. Die ontogenetischen Änderungen der Stoffwechsel¬reak¬tion auf Tempera¬tur¬unter¬schiede stimmen demnach ten¬den¬ziell mit dem Verlauf der im natürlichen Lebensraum zu erwartenden Temperatur¬änderungen während der Larvalentwicklung überein. Diese Muster lassen artspezifische, also evolutiv erworbene Adaptationen im Stoffwechsel vermuten.
Helmholtz Research Programs > PACES I (2009-2013) > TOPIC 2: Coastal Change > WP 2.2: Integrating evolutionary Ecology into Coastal and Shelf Processes