Tektonisch-geodynamische Entwicklung des westantarktischen Kontinentalrandes
Vor 90 Millionen Jahren brachen das Marie Byrd Land und Neuseeland auseinander und bildeten zwei völlig verschiedene, konjugierend liegende, geriftete Kontinentalränder, welche sich in höchstem Maße voneinander unterscheiden. Auf neuseeländischer Seite entstand das submarine Chatham Rise und das Campbell Plateau während sich auf antarktischer Seite ein kontinentales Hochland ausbildete. Zwei Schiffsexpeditionen liefern erstmals geophysikalische Daten vom westantarktischen Kontinentalrand, welche größtenteils aus reflexionsseismischen, gravimetrischen und aeromagnetischen Daten bestehen und einen völlig neuen Einblick in den Krustenaufbau und die tektonisch-geodynamische Entwicklung dieser Region gewähren. Diese Daten liefern sowohl Hinweise auf mehrere Rift- und Driftphasen als auch Spuren magmatischer Ereignisse nach dem Aufbruch. Das Hochland des zentralen Marie Byrd Landes liegt 3 km hoch, ist von einen schmalen Schelf vorgelagert und liegt konjugierend zum Chatham Rise, während das ebenfalls submarine Amundsen Sea Embayment konjugierend zum Campbell Plateau liegt und durch einen bis zu 450 km breiten Schelf gekennzeichnet ist. Die Basementstruktur dieser Region deutet auf multiple Riftphasen und demnach auf eine komplexe tektonische Geschichte hin. Basierend auf Resultaten aus der Reflexions- und Refraktionsseismik liefern verschiedene gravimetrische Modellierungen im Marie Byrd Land eine Kruste von 24-28 km Mächtigkeit welche von einem Mantel abnormal niedriger Dichte unterlegt ist. Diese Resultate sind konsistent mit Ergebnissen bereits publizierter seismologisch-tomographischer Modelle welche in diesem Bereich einen Mantel niedriger seismischer Geschwindigkeit vorhersagen. Dieser Beitrag liefert neue Erkenntnisse welche die Existenz eines Mantel Plumes unter dem Marie Byrd Land forciert, welcher für dessen Hebung verantwortlich gemacht wird, sowie Modelle zur lithosphärischen Entwicklung des westantarktischen Kontinentalrandes.