Argestidae Por, 1986 (Copepoda, Harpacticoida) in the deep sea – systematics and geographical distribution –
Meiofauna-Organismen sind in allen Lebensstadien stark sedimentassoziiert, daher gelten ihre Ausbreitungsmöglichkeiten traditionell als eingeschränkt. Dennoch wurden einzelne Arten verschiedener Meiofauna-Taxa an weit voneinander entfernten Orten gefunden. Dies trifft auch zu für Arten der Copepoda Harpacticoida in Sedimenten aus der Tiefsee, welche nach Nematoda das zweithäufigste Meiofauna-Taxon stellen. Umfangreiche biogeographische Studien (113 beprobte Stationen in verschiedenen Meeresregionen mit insgesamt 717 Einzelproben) basierend auf Arten der Familie Argestidae Por, 1986, eines der häufigsten Taxa der Harpacticoida in der Tiefsee, lassen auf eine sehr weite, vermutlich sogar weltweite Verbreitung vieler Arten schließen. Dementsprechend scheinen geologische Strukturen die Ausbreitung von Tiefseearten nicht zu verhindern. Dieses Ergebnis ist insofern verblüffend, als dass es der bisherigen Annahme wiederspricht, dass z.B. die unterseeischen Gebirgszüge im Südostatlantik zwischen dem Kap-, Angola- und Guineabecken die Verbreitung meiobenthischer Tiefseearten unterbinden. Meiofaunaproben aus der Tiefsee enthalten zu etwa 95% unbeschriebene Arten. Daher ist die Beschreibung sechs neuer, geographisch weit verbreiteter Arten aus der Tiefsee und die phylogenetische Charakterisierung zweier abundanter Gattungen grundlegend für meine faunistischen und geographischen Analysen anhand von Argestidae auf Artebene. Umfassende morphologische Studien der Art Mesocletodes elmari Menzel, 2011 zeigen eine hohe intraspezifische Variabilität, wie sie bislang nur für wenige Tiefsee-Harpacticoida beschrieben wurde und erlauben darüber hinaus zukünftig die Artbestimmung zusammengehöriger Männchen und Weibchen für die meisten Mesocletodes Arten, welche im Gegensatz zu anderen Gattungen der Argestidae außerordentlich umfangreiche Geschlechtsdimorphismen zeigen. Ferner ist, basierend auf Untersuchungen von Copepodiden derselben Art, die zuverlässige Artbestimmung von Argestidae ab dem dritten Copepodidstadium möglich. Weil Copepodidstadien bis zu 50% aller Harpacticoida in Tiefseesedimenten stellen, steht dadurch mehr Material aus den verhältnismäßig individuenarmen Tiefseeproben für Studien zur Verfügung. Die Berücksichtigung von Copepodidstadien zusätzlich zu den Adulten erlaubt eine genauere Schätzung über die Verbreitungsgebiete einzelner Arten und die tatsächliche Diversität in einer Region, als es anhand von ausschließlich adulten Argestidae möglich ist.