Eisfluss- und Rückzugsdynamik des westantarktischen Eisschilds im Spätquartär - Aus der Vergangenheit lernen, um zukünftige Veränderungen besser vorhersagen zu können
Das zukünftige Verhalten der globalen Eisschilde ist weiterhin die größte Unsicherheit in Klimamodellen, die u.a. versuchen den zukünftigen Meeresspiegelanstieg vorherzusagen. Um das Eisschildverhalten besser zu verstehen, ist es unerlässlich, Prozesse an der Grenzschicht Eis/Sediment bzw. Gestein zu kennen. Da jedoch in-situ Untersuchungen an eben dieser Grenzschicht an rezenten Gletschersystemen faktisch unmöglich sind, bedienen wir uns Methoden, die den heutigen Meeresboden der antarktischen Schelfbereiche visualisieren, der vormals vom Eisschild bedeckt war. Anhand dieser hochaufgelösten bathymetrischen Datensätze, in Kombination mit seismischen Informationen des Untergrunds und Informationen aus Sedimentkernen, versuchen wir die Eisfluss- und Rückzugsgeschichte des westantarktischen Eisschilds im Bereich des Amundsenmeeres seit dem Letzen Glazialen Maximum (LGM) zu rekonstruieren. Dieser Bereich ist zur Zeit einem signifikanten Wandel unterworfen und man vermutet eine Zunahme dieser Veränderungen, da ein Großteil dieses Eisschildes unter dem Meeresspiegel auf Festgestein bzw. Sedimenten aufliegt. Diese Tatsache macht diesen Eisschild von Natur aus instabil. Ein Zusammenbrechen des westantarktischen Eisschilds würde einen globalen Meeresspiegelanstieg von 3.4-5 Metern verursachen, ein Zusammenbrechen nur der beiden größten in das Amundsenmeer einmündenden Gletschersysteme würde für 1-2 Meter Anstieg ausreichen. Die Präzisierung von Klima- und Eisschildmodellen durch die von uns erhobenen Paläo-Datensätze ist somit der Hauptantrieb für die Arbeit in der Westantarktis.