Vermessung und Eisdynamik des Vernagtferners, Ötztaler Alpen
Bereits im 19. Jahrhundert konnte die erste topographische Karte des Vernagtferners von Sebastian Finsterwalder aufgenommen werden. Diese bildet den Grundstein für regelmäßige Vermessungen der Gletschergeometrie bis zum heutigen Zeitpunkt. Neben den 11 topographischen Aufnahmen von 1889 bis 2009 wurden in Jahren 1966, 1967, 1979,1983 und 2007 Messungen der Eisdicke mit seismischen und elektromagnetischen Verfahren durchgeführt und resultierten in einem detaillierten Untergrundmodell. Die Kombination dieser Daten bildet die Grundlage für die Analyse der Flächen- und Volumenänderungen des Vernagtferners von 1889 bis 2009. In diesem Zeitraum zeigt der Vernagtferner ein Flächenverlust von 33% und ein erheblicher Volumenverlust von 65%. Neben der geodätischen Massenbilanz für die einzelnen Beobachtungszeiträume lassen sich auch die Veränderungen in definierten Höhenbändern analysieren. Diese geben einen Einblick in die Dynamik des Gletschers. So zeigt sich, dass in der ersten Periode von 1889 bis 1912 die höchsten Bereiche und die Gletscherzunge an Dicke zunahmen, während die mittleren Höhenbereich von 2800 bis 3250 m ein Dickenverlust hatten. Die Ergebnisse verdeutlichen das Zusammenwirken von Veränderungen der Massenbilanz und dynamischen Verhalten, welche nur durch die Modellierung der eisdynamischen Prozesse analysiert werden kann. Die Anwendung eines einfachen numerischen Modells erschließt den starken Zusammenhang zwischen Eisdynamik und Gletschergeometrie und die transiente Natur der Geometriebeobachtungen am Vernagtferner.
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