Walther Bruns und die Internationale Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit dem Luftschiff e.V. (Aeroarctic)
Walther Bruns (1889-1955), Apothekersohn aus Danzig-Hochstrieß, war von 1910 bis 1918 als Offizier, Flugzeugführer und Zeppelin-Luftschiffer aktiv. Für den Einsatz von Luftschiffen als Transportmittel zwischen Europa und dem pazifischen Raum auf kürzestem transarktischen Weg warb er bereits im Januar 1919 in einem Vortrag vor der „Naturforschenden Gesellschaft“ in Görlitz. Zur Rettung des nach dem Versailler Vertrag zu demontierenden Luftschiffbaus „Zeppelin“ gründete er 1924 die „Internationale Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit dem Luftschiff“. Ihm gelang es, die bedeutendsten in- und ausländischen Wissenschaftler und Ingenieure für diese Gesellschaft zu gewinnen. Zu den Unterzeichnern einer entsprechenden Denkschrift in Berlin am 14. April 1924 gehörten bekannte Polarforscher wie Knud Rasmussen und Alfred Wegener, Luftfahrtspezialisten wie Johann Schütte und Umberto Nobile. Mitglieder wurden Wissenschaftler und Techniker aus 22 Ländern. Gründungspräsident war Fridtjof Nansen, mit dem Walther Bruns auch private Kontakte pflegte. Bruns selbst fungierte als Generalsekretär. Eine ausführliche Denkschrift „Das Luftschiff als Forschungsmittel in der Arktis“ gab die Gesellschaft am 7.10.1924 heraus. Innerhalb der Aeroarctic wurden Kommissionen für die Fachgebiete Geografie, Aeorologie/ Meteorologie, Ozeanografie, Erdmagnetismus, Biologie, Aerogeodäsie, Luftelektrizität und Funktelegrafie sowie für die Fragen von Ausrüstung und Technik gebildet. Die Wissenschaftler erörterten die Probleme des Einsatzes von Luftschiffen im jeweiligen Fachgebiet. Eine diesbezügliche „Acta des Preuss. Geodätischen Instituts betr. Schweremessung im Polargebiet“, ist erhalten und wird u.a. hier vorgestellt. Wissenschaftliche Programme für eine Arktisexpedition mit dem Luftschiff wurden entwickelt und auf der 2. ordentlichen Versammlung der Aeroarctic im Juni 1928 in Leningrad erstmals vorgestellt. Die Vierteljahresschrift „Arktis“ der Gesellschaft wurde von Fridtjof Nansen begründete und von Arthur Berson, Leonid Breitfuss und Walther Bruns zwischen 1928 und 1931 herausgegeben. Sie diente der Verbreitung von Gesellschaftsmitteilung, vor allem aber der zusammenfassenden Publikation relevanter arktischer Beobachtungsdaten aller Disziplinen sowie wissenschaftlich-technischer Ergebnisse der Vorbereitung der arktischen Luftschiffexpedition, die mit LZ 127 im Sommer 1931 zur Ausführung gelangte. Hugo Eckener, Kommandant von LZ 127, war seit dem Tode von Fridtjof Nansen Präsident der Gesellschaft, die auch einen Teil der Expeditionskosten übernahm. Die Aeroarctic wurde nach der Machtergreifung der NSDAP (1933) aufgelöst.