Computertomografie von Schnee und Eis
Die bildgebende Röntgen-Mikrofokus-Computertomografie (µCT) ist ein zerstörungsfreies Verfahren zur Sichtbarmachung und Quantifizierung dreidimensionaler Strukturen im Submillimeterbereich. Im Vortrag wird das Potential der µCT anhand der Anwendung auf die Analyse von Schnee- und Eisbohrkernen in der Polarforschung aufgezeigt. Polare Eiskerne gelten als ein zeitlich sehr hochaufgelöstes Klimaarchiv, in denen eine Vielzahl von Umweltparametern gespeichert sind. Polares Eis enthält eingeschlossene Luftblasen und liefert damit als weltweit einziges Archiv von Atmosphärenluft Informationen über die Treibhausgaskonzentrationen vergangener Zeit. Signalbildung und Lufteinschluss finden während der Metamorphose und Verdichtung von Schnee zu Eis statt, so dass eine Interpretation der gespeicherten Klimasignale nur möglich ist, wenn diese Materialtransformation bekannt bzw. verstanden ist. Dazu wurde am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Kooperation mit dem Fraunhofer Entwicklungszentrum für Röntgentechnik (ERZT) ein Computertomograph entwickelt, der unter Eislaborbedingungen die Untersuchung von meterlangen Eisbohrkernen erlaubt. Neben der Präsentation von spezifischen Erfolgen aus der Analyse an Antarktischen und Grönländischen Bohrkernen werden Limitationen und Perspektiven der µCT aus Sicht der geophysikalischen Anwendung herausgestellt.