Klimaforschung in der Antarktis. Eiskerntiefbohrung an der Kohnen-Station
Der antarktische Eisschild ist ein einzigartiges Klimaarchiv. Das European Project for Ice Coring in Antarctica (EPICA) hat sich zum Ziel gesetzt diesen Eisschild an zwei Stellen bis zum Untergrund zu durchbohren und so das bis zu 800.000 Jahre umfassende Klimaarchiv zu öffnen. Das Alfred-Wegener-Institut ist für die gesamte Logistik an einer der beiden Bohrstellen, und zwar an der auf fast 2900 Meter Meereshöhe gelegenen Kohnen-Station, verantwortlich. In der zurückliegenden Saison haben dort Mitarbeiter des AWI zusammen mit europäischen Kollegen bei Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius gearbeitet und 1101 Meter neuer Eiskerne gebohrt. Am Saisonende, kurz vor dem ersten Sonnenuntergang des nahenden Winters, war Anfang Februar eine Bohrtiefe von 1551 Metern erreicht. Nach einer ersten Abschätzung ist das Eis in dieser Tiefe bereits mehr als 50.000 Jahre alt. Das Eis wurde in ein Meter lange Stücke zersägt, gut verpackt und an der deutschen Überwinterungsstation Neumayer in Kühlcontainer eingestaut. Von dort geht die Reise per Schiff über Kapstadt in Südafrika weiter nach Bremerhaven, wo die Eisfracht Mitte April erwartet wird. Während in der Antarktis neues Eis gebohrt wurde, liefen die Messungen an den ersten 450 Metern Eiskern in den Heimatlabors weiter und zeigen uns zum Beispiel wie sich die Temperaturen in den letzten 7000 Jahren in der Antarktis verändert haben. Mit den neuen Messungen werden wir unser Wissen um die Klimageschichte der Erde, das wir bereits aus anderen Eisbohrkernen haben, Zug um Zug vervollständigen und so der Antwort auf die Frage nach den Antriebsmechanismen für Klimaschwankungen näher kommen.